Und was macht Geld mit dir?
Liebe Leserinnen und Leser
von
“Finanzen ohne Fachchinesisch”
und
“BG-Info”
Haben Sie schon mal vor einem Kunden gesessen und ihm erklärt, dass sein Geld weg ist und wieso?
Nein? Glückwunsch!
Ich hatte dieses zweifelhafte Vergnügen bereits mehrfach, und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen.
Manchmal durfte ich auch nur “zusehen” – das war die deutlich angenehmere Variante.
Zusehen durfte ich zum Beispiel bei dem Kunden, der im Jahr 2000 sein Depot bei mir bei der Bank eröffnete und auf eigenen Wunsch für 100.000 € 20 verschiedene Aktien vom “Neuen Markt” gekauft hat. Neuer Markt – die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern: 200 Weltmarktführer aus Deutschland, die kein Mensch kannte.
Ich empfahl dem Kunden, die Positionen zumindest mit einem “Stop-Loss-Limit” abzusichern – auf die Gefahr hin, dass er zwischendurch auch mal “ausgestoppt” wird.
Es kam, wie es kommen musste:
Er wurde mit einer Aktie ausgestoppt und diese ist anschließend wieder gestiegen.
Es kam, wie es kommen musste:
Am nächsten Tag stand der Kunde bei mir auf der Matte und hat wutentbrannt alle Stop-Loss-Limite gelöscht.
Es kam, wie es kommen musste:
Drei Jahre später waren von den 100.000 € noch 10.000 € übrig.
Lesson learned: Man weiß erst hinterher, wie schlimm es werden kann.
Zusehen durfte ich auch, als sich bei meinem Ausscheiden aus der Bank im Jahr 2000 einer meiner Kunden mit seinem Depot in Höhe von 750.000 € dazu entschied, sich zukünftig vom “Private Banking” der Bank betreuen zu lassen.
2003 hat er das Depot aufgelöst – 350.000 € waren da noch übrig.
Das hätte ich wahrscheinlich auch noch hinbekommen.
Lesson learned: Die anderen kochen auch nur mit Wasser – egal was drauf steht.
Die Krönung ist und bleibt aber sicher mein Oberzocker. Seine Billigst-Order für die VA Linux-Aktie (“Ich muss die unbedingt haben – für den kompletten Betrag!”) am ersten Börsentag an der NASDAQ, die ich damals nach langen Diskussionen mit einem ziemlichen Kopfschütteln weitergeleitet hatte – aber der Mann war ja volljährig -, wurde leider mit dem Dreifachen des von ihm maximal erwarteten Wertes abgerechnet, und so stand sein Konto am nächsten Tag mit 1,6 Mio. € im Soll.
Statt wie besprochen – und vorher in anderen Fällen auch schon praktiziert – den zu viel erworbenen Anteil der Aktien zu verkaufen – auch mit Verlust -, ging er auf Tauchstation, war nicht mehr erreichbar, schickte einen Anwalt zum Bank-Gespräch, der wohl den Prozess seines Lebens witterte, und es passierte – außer einem “netten” Telefonat mit seinen Eltern: “Der Bub ist doch noch Student” – gar nichts … über Monate …
Ich weiß nicht, wie viele hunderttausend Euro die Bank am Ende als Verlust ausgebucht hat, nachdem sie die Aktien dann schließlich doch für den Kunden verkauft hat. Es wäre auf jeden Fall nicht nötig gewesen und der gute Mann könnte immer noch vermögend sein. 400.000 € wären bei einem Verkauf am ersten Tag noch übrig gewesen. Zwar nur die Hälfte seines Kontostandes vom Vortag, aber immerhin noch das Zehnfache seines Startkapitals, mit dem er zwei Jahre vorher losgelegt hatte. Aber nun gut, so ist das wohl mit den Emotionen … oder wie sagt man so schön: Gier frisst Hirn.
Lesson learned: Man lernt nie aus …
Im Februar 2004 lernte ich zum ersten Mal einen Fondsmanager kennen, der mit aktivem Risikomanagement und flexiblen Aktienquoten arbeitete und damit mit seinem Fonds sehr gut durch die Krise gekommen war. Als Kind der Dresdner Bank kannte ich solche Fonds nicht.
Aufgrund von mehreren wie den oben geschilderten Erfahrungen arbeite ich seither nur noch mit derartigen Fonds mit aktivem Risikomanagement – aus Überzeugung. Mein erstes Musterdepot, bestehend aus drei solcher Fonds, habe ich meinen Kunden im Jahr 2006 vorgestellt, und zwar so:
Das Wachstumsdepot MA
Entgegen anders lautender Gerüchte steht das “MA” dabei übrigens für “mit Absicherung” und nicht für “Mords-Agio” 🙂
Und während sich viele Aktien-Anleger im Jahr 2009 nach dem Lehman-Crash wahrscheinlich verwundert die Augen gerieben haben, wo denn ihr Geld geblieben ist, und Artikel wie dieser die Runde machten …
Brauchen Fondsmanager mehr Freiheiten?
… verschickte ich diesen Bericht:
Das Wachstumsdepot MA – Jahresbericht 2008
Keine Ahnung, wie viele Anleger zu dieser Zeit das Handtuch geworfen haben und bei der anschließenden Erholung dann nicht mehr dabei waren. Aber Durchhalten ist bei einer langfristigen Anlage halt das Wichtigste!
Seither gab es auf jeden Fall keinen “richtigen” Crash mehr – der “Corona-Crash” im Jahr 2020 war im Vergleich dazu ein laues Lüftchen.
Bleibt das so? Ich drück die Daumen!
Leider war ich zu der Zeit auch der Meinung, dass neben einem solchen “MA-Depot” auch eine Beimischung von Sachwertanlagen in Form von “geschlossenen Fonds” eine gute Idee wäre.
Eine Idee, die ich leider erst 10 Jahre später wieder verworfen habe.
Über meine Erlebnisse in diesen 10 Jahren könnte ich ein Buch schreiben: Fehleinschätzungen von Märkten, “kreative” Vertriebsstories in Verkaufsprospekten, unlauter anmutende Verkaufsprozesse bei Fonds-Immobilien, Notverkäufe durch Druck der finanzierenden Banken, Veruntreuung von Kundengeldern, versteckte Vertragsklauseln … ein Wahnsinn. Sowas wollen Sie einem Kunden als Berater nicht erklären müssen.
Natürlich war nicht alles schlecht, aber nachdem ich stets auf eine breite Risikostreuung achte, steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, mal ab und zu eine Niete zu erwischen.
Ich zitiere dazu John Templeton:
The only investors who shouldn’t diversify are those who are right 100% of the time.
(Die einzigen Anleger, die nicht diversifizieren sollten, sind diejenigen, die immer richtig liegen.)
Eine Alternative zur Risikostreuung gibt es meiner Meinung nach nicht – zumindest nicht für mich als Berater – und daher macht sich die nächste Enttäuschung genau in diesem Moment bestimmt irgendwo schon mal startklar.
Erst in den letzten Jahren wurde mir bewusst, wie sehr mir die Aussicht auf weitere unerfreuliche Kundengespräche aufs Gemüt geschlagen war. Spätestens, seitdem ich mich mit unserem Geldsystem und dessen “Risiken und Nebenwirkungen” beschäftige. Größere Verwerfungen bei unserem Geldsystem hätten nämlich mit Sicherheit auch Auswirkungen auf meine Kunden-Portfolios. Wann und wie? Unbekannt.
Augen zu und durch – nach mir die Sintflut? Geht natürlich auch. Ist allerdings nicht so mein Ding.
Und damit zur Überschrift dieser Ausgabe – denn eigentlich war ich ja immer ein lustiges Kerlchen. So habe ich früher nicht nur Turniere getanzt …
… sondern auch mal in einer Band gesungen. “Could Be Worse” hießen wir damals.
Die Kollegen von der Winklalm erinnern sich vielleicht auch noch an unser “Run To The Hills”. Schee war’s 🙂
Irgendwie scheint dieses Spaß-Gen in mir allerdings verschütt gegangen zu sein, je mehr sich die Aussicht auf weitere doofe Kundengespräche verdichtet hat. Das passende Emoji wäre wohl das hier: 🤷
Inzwischen aber gibt es zwei Lichter am Ende des Tunnels, denn die Aussicht auf ein zweites und drittes Standbein ohne das Risiko von unerfreulichen Kundengesprächen werden immer konkreter.
Kommt deswegen auch der Gesang dauerhaft zurück? Keine Ahnung. Letzte Woche war er auf jeden Fall schon mal da:
Die beiden Lichter am Ende des Tunnels:
Zum einen bin ich mit meinem Vortrag nach Ostern bei einem Kollegen in Norddeutschland unterwegs – Termine folgen.
Desweiteren habe ich mit meinem guten Freund Christian Eberle (Eventagentur Benninger-Eberle) einen Kooperationspartner gefunden, mit dem ich zukünftig an meinem Außenauftritt arbeiten werde – zunächst beginnend bei der Fondsmanager-Galerie – der vierten Kachel.
Beim Fondskongress im Januar besuchte er meine Welt:
Bei seiner Benefiz-Gala “Roses and Love” im Februar besuchte ich seine Welt:
Die Bildzeitung schrieb dazu:
„Roses & Love“ im Deutschen Theater
Ball der Paradiesvögel
Hier auch ein paar gewegte Bilder vom Profi …
… und ein paar von mir:
Wobei mein Selfie mit Giulia Siegel an dieser Stelle eigentlich auch nicht fehlen sollte 🙂
Was daraus wird?
Schaumer mal, wie der Kaiser zu sagen pflegte. Und der war ja auch aus München.
So, das war jetzt ein wenig zu Geld und mir.
Und was macht Geld mit Ihnen?
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